#11 Opferhaltung mit ADHS | Wer trägt die Schuld?

Manchmal hat man das Gefühl, die ganze Welt ist gegen einen und legt einem ständig Steine in den Weg. Man ist in der sogenannten „Opferhaltung“. Die meisten Menschen – mit ADHS oder ohne – verfallen ihr an dem ein oder anderen Punkt ihres Lebens. Aber warum ist das so? Ist das so schlecht? Und was kann man stattdessen machen?

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ADHS lädt zur Opferhaltung ein

Kinder und auch Erwachsene Menschen mit ADHS machen in ihrem Leben immer wieder die Erfahrung, dass sie kritisiert oder ihr Verhalten korrigiert wird.

Das schlägt sich bei vielen irgendwann in einem verringerten Selbstwertgefühl nieder. Man zweifelt an seinen eigenen Fähigkeiten, dem eigenen Körper, Charakter, das eigene Sein.

Wenn der Schmerz zu groß wird, gehen viele dazu über, die Verantwortung für ihr Leben abzugeben. Schuld sind dann immer die anderen, die Umstände, die ADHS, das Elternhaus, der Staat oder das Schicksal, man selbst ist machtlos.

Es ist nachvollziehbar, warum Menschen in diese Haltung fallen. Aber es ist nicht unbedingt gesund. Denn man gibt mit der Verantwortung auch die Handlungsmacht ab und wird tatsächlich ein Spielball der Mächte, die um einen herum herrschen. Das ist eine klassische selbsterfüllende Prophezeiung.

Manchmal erfüllt die Opferhaltung aber auch einen Zweck

Tatsächlich gibt es auch Situationen, wo eine Opferhaltung ein effektives Werkzeug ist.

Wenn man die Verantwortung für sein leben aus der Hand gibt ist der Kopf plötzlich frei von dem Druck, selbst aktiv zu werden. Man muss nicht mehr fieberhaft darüber nachdenken, wie man aus der Misere rauskommt, warum man so ist, wie man ist oder wie man anders sein kann.

So schafft man sich einen Raum, um die damit einhergehenden Emotionen in Ruhe zu verarbeiten.

Das kann für eine Zeit lang sinnvoll sein. Problematisch wird es, wenn es zum Dauerzustand wird.

Ersetze „Schuld“ durch „Verantwortung“

Es ist mitunter gar nicht so wichtig, herauszufinden, wer tatsächlich „Schuld“ hat. Die Schuldfrage ist eine Ablenkung. Solange man mit dem Finger auf andere oder sich selbst zeigt, muss man sich nicht mit Problemlösungsstrategien beschäftigen.

Viel effizienter ist die Frage danach, wer die Verantwortung übernimmt.

Die Frage ist zukunftsgerichtet und vorwurfsfrei. Man muss nicht mit sich selbst hadern, weil man „Schuld“ daran ist, wie es gelaufen ist, aber man trägt die Verantwortung dafür, dass es in Zukunft anders ist.

Das ist für viele erstmal wenig intuitiv, denn sie haben das anders gelernt. Erzogen wird durch Strafe und das geht nur, wenn es einen Schuldigen gibt. Leider sind Kinder mit ADHS öfter diejenigen, die etwas fallen lassen, ihre Hausaufgaben vergessen oder auf dem Heimweg trödeln. Sie bekommen häufig die Botschaft mit auf den Weg, dass sie „alles falsch“ machen.

Aber auch mit ADHS hat man das eigene Verhalten in der Hand. Man muss nur andere Strategien wählen.


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